Call: AEM Jahrestagung 2024

AEM-Jahrestagung 2024
Call for Abstracts

26. – 28. September 2024, Tübingen

Veranstalter:
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Tübingen
in Kooperation mit dem Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW), Universität Tübingen

Tagungsverantwortlich: Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing

Call for Abstracts

Vorträge – Poster – Workshops – Satelitten-Workshops

Tagungsinhalt

Gelöbnisse und professionelle Kodizes sind fester Bestandteil des Selbstverständnisses der Gesundheitsberufe. Die Binnenmoral dieser Berufe und ihr Professionsethos, das in ihnen zum Ausdruck kommt, bieten den in Medizin und Pflege Tätigen Orientierung. Gleichzeitig stellen sie die Basis für Vertrauen und Ansehen dar. Auch wenn die ethischen Grundlagen des Professionsethos der medizinischen Berufe prima facie unumstritten sind – das Patientenwohl und die Selbstbestimmung der Patient*innen – so werfen neue gesellschaftliche und technologische Entwicklungen die Frage auf, ob es notwendig ist, das Professionsethos neu zu interpretieren, seine Inhalte zu erweitern, gar zu ändern
und seine Geltung auszudehnen. Schließlich stellt sich dadurch auch die Frage, ob diese Grundlagen selbst kritisch zu hinterfragen und anzupassen sind.
Debatten zu Diskriminierung und Diversität, zu strukturellen Ungerechtigkeiten der Gesellschaft,
zur (Ent-)Ökonomisierung, aber auch zu Anforderungen der Public Health, wie sie während der COVID-
19-Pandemie deutlich geworden sind, verweisen auf die Frage, wie Themen der Gerechtigkeit angemessen in einem Ethos adressiert werden, das traditionell auf Beziehungen zwischen Individuen ausgerichtet ist.
Die Digitalisierung führt neue Akteursgruppen wie Programmierer*innen und Tech-Firmen
in die medizinischen und pflegerischen Berufsfelder. Sollten sie sich dementsprechend ein Professionsethos geben, das sich an demjenigen der adressierten Gesundheitsberufe
orientiert?
Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Die Musterberufsordnung der Bundesärztekammer
sieht die Mitwirkung an der „Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen“ als Aufgabe
der Medizin (§ 1 Abs. 2 MBO-Ä). Welche Implikationen haben in dieser Hinsicht der Klimawandel
und die Forderung Nachhaltiger Entwicklung für das Gesundheitswesen und die Medizin?
Schließlich verweisen diese Probleme auf den globalen Kontext, in dem medizinische und pflegerische Berufe stehen. Gibt es ein globales Ethos dieser Professionen? Und wenn ja, warum, bzw. wenn nein, warum nicht? Ist beispielsweise der International Code of Medical Ethics (ICoME) eine überzeugende Antwort? Welche Implikationen haben hier neuere Entwicklungen, wie etwa das Konzept der One Health, und Anpassungen internationaler Richtlinien?

Themenfelder

Grundlegende Perspektiven: 

  • Entwicklungen des beruflichen Selbstverständnisses in historischer wie prospektiver
    Perspektive
  • Kritische Fragen an die epistemischen und ethischen Grundlagen beruflicher Selbstverständnisse
    im Gesundheitswesen
  • (Ent-)Ökonomisierung und das professionelle Selbstverständnis in den Gesundheitsberufen

Gerechtigkeitsaspekte:

  • Demographischer Wandel, inter- und intragenerationale Gerechtigkeit und das Professionsethos
    in den Gesundheitsberufen
  • Diskriminierungsdebatten, Marginalisierte Gruppen und das Professionsethos in den
    Gesundheitsberufen
  • Kulturell-religiöse Diversität und Berufsethos

Neue Akteure und Technologien:

  • Neue Technologien und das Berufsethos: Digitalisierung, weiter zunehmende Technisierung
    des gesamten Gesundheitssektors
  • Neue Akteure und das Professionsethos in den Gesundheitsberufen
  • Autonomie der Gesundheitsprofessionen (als Ganze) oder der in diesen Professionen
    Tätigen (als Einzelne)

Globale Herausforderungen:

  • Nachhaltige Entwicklung, Klimawandel, One-Health-Ansätze und das Professionsethos
    in den Gesundheitsberufen
  • Globalisierung, Globale Ethik und das Professionsethos in den Gesundheitsberufen
  • COVID-19-Pandemie, Public Health und das Professionsethos in den Gesundheitsberufen


Einladung

Willkommen sind Bewerbungen mit einschlägigen Fachbeiträgen aus allen relevanten Disziplinen. Vorträge zu konzeptionellen Überlegungen sind ebenso erwünscht wie die Präsentation empirischer Studien mit ethischer Reflexion.

Verschiedene Arten von Beiträgen sind möglich:
A) Sektionsvorträge (zum Tagungsthema oder thematisch offen)
B) Poster (zum Tagungsthema oder thematisch offen)
C) Workshops (zum Tagungsthema)
D) Satelliten-Workshops (thematisch offen)

Die Sektionsvorträge finden in parallelen Sektionen statt. Es stehen 15 Min. Redezeit plus 10 Min. Diskussion zur Verfügung. Die Sektionsvorträge können zum Tagungsthema oder thematisch offen sein. Die thematisch offenen Beiträge dienen der Präsentation aktueller Forschungsergebnisse aus den verschiedenen Bereichen der Medizin- bzw. Gesundheitsethik.

Die Poster werden während der Tagung an einem zentralen Ort ausgestellt. Ferner findet eine moderierte Posterpräsentation statt (5 Min. Vorstellung des Posters plus Möglichkeit zu Rückfragen). Die Poster können zum Tagungsthema oder thematisch offen sein.

Die Workshops zum Tagungsthema finden parallel zu den Vortrags-Sektionen statt und dauern 90 Minuten. Sie sollen sich durch ein innovatives methodisches Vorgehen mit aktiver Beteiligung der Teilnehmenden vom Format der anderen Sektionen abgrenzen.

Die Satelliten-Workshops finden am Donnerstag (26.09.2024) statt und sollten zwischen 120 und 180 Min. dauern. Sie sind thematisch offen und sollen ein aktuelles wissenschaftliches Thema aus der Medizin- und Gesundheitsethik vertiefen oder eine fachlich-methodische Fortbildung darstellen. Das Format richtet sich insbesondere an die Arbeitsgruppen in der AEM sowie an (inter-)nationale Forschungsprojekte bzw. institutionsübergreifende Initiativen.

Die Durchführung der Workshops und Satelliten-Workshops einschließlich der Finanzierung
von Reise- und Unterbringungskosten für Referent* innen liegt in den Händen der
Organisator* innen des jeweiligen Workshops.

Bewerbung

Um sich für einen Vortrag oder eine Posterpräsentation zu bewerben, reichen Sie bitte ein Abstract von maximal 2.500 Zeichen (inkl. Leerzeichen) ein. Um möglichst vielen Personen die Gelegenheit zu geben, einen Vortrag zu präsentieren, bittet der Vorstand der AEM, nur ein Abstract als Erstautor*in einzureichen.Als Bewerbung für einen (Satelliten-)Workshop reichen Sie bitte ein Konzept von maximal 5.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) ein, in dem Sie das Thema und die Gesamtkonzeption beschreiben. Es wird empfohlen, vorgesehene Mitwirkende zu benennen und anzugeben, ob diese bereits zugesagt haben. Bei einem Workshop zum Tagungsthema sollten Sie darüber hinaus auch die gewählte methodische Vorgehensweise darstellen und dadurch die Wahl des Workshop-Formats (im Gegensatz zu einem Sektionsvortrag) begründen.Die Auswahl der Abstracts für die Sektionsvorträge und Poster erfolgt anonymisiert, dieAuswahl der Konzepte für (Satelliten-)Workshops nicht anonymisiert durch die Mitgliedereines wissenschaftlichen Beirats nach den Kriterien wissenschaftliche Qualität,Originalität und ethische Relevanz.

Bitte reichen Sie Ihr Abstract bzw. Ihr Konzept per Online-Formular ein. Die Deadline für alle Bewerbungen ist der 31.01.2024.


Nachwuchspreis bester Vortrag

Auf der Jahrestagung wird ein Nachwuchspreis für den besten Vortrag zum Tagungsthema vergeben. Der Preis ist mit 500 € dotiert und erfordert eine Bewerbung. Bewerber*innen dürfen nicht älter als 39 Jahre und noch nicht habilitiert sein und auch keine Professur in einem anderen Fach haben. Liegt eine abgeschlossene Doktorarbeit vor, dürfen seit dem Promotionsdatum maximal 5 Jahre vergangen sein. Eine Verlängerung dieser Frist, z. B. aufgrund von Kindererziehung oder Berufstätigkeit außerhalb der Wissenschaft, kann auf Anfrage gewährt werden. Zudem darf die Person den Preis für den besten Vortrag nicht schon einmal gewonnen haben. Ein Preiskomitee wählt die/den Preisträger*in aus. Die Verleihung des Preises erfolgt am 28.09.2024 im Rahmen der letzten Plenarsitzung.